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Oper in Berlin

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Oper in der Hauptstadt (Saison 2013/2014)

 

In Berlin starte ich am 22. Dezember mit "Nabucco" - wieder mit meinem traditionellen Adventswochenende. Aber zunächst gab es noch etwas anderes Schönes:

21. Dezember 2013, Winterrevue Weihnachtsedition, Friedrichstadt Palast

Die Revuen im Friedrichstadt Palast kenne ich ja schon lange. Dieses Mal nun ab es eine ganz bezaubernde weihnachtliche Winterrevue. Man sah wunderschöne Kostüme - Weihnachtsbäume, Weihnachtsmänner, Clowns, Menschen auf Stelzen, Trommler, Figuren aus dem Schachspiel (alles in schwarz und weiß), viel Glitzer, alles schön bunt. Die Akrobatik kam auch nicht zu kurz: eine Artistin zeigte ihr Können an einem großen goldenen Reifen, eine Gruppe zeigte akrobatisches Können in und mit Glaskugeln, eine Gruppe balancierte auf Bällen, wobei einige Artisten darüber hinaus noch jeweils Stangen auf den Schultern hielten, an denen die Kollegen turnten, eine Artistin benutzte für ihre Darbietung weiße Stoffe.  Es gab zwei Solisten, eine Sängerin und einen Sänger, die durch die Show führten. Es wurde oft besinnlich, aber es gab auch fetzige Stücke. Ballett- und Gesangseinlagen wechselten sich mit der Akrobatik ab. Eine Künstlerin schwebte an einem Seil mit Luftballons in der Hand auf die Bühne, die Sängerin schwebte auch zwischendurch über der Bühne, hinreißend schön in wallende Gewände gekleidet. Das hatte schon was.

Der Grundtenor der Revue: die kleine Paula wünscht sich zu Weihnachten sehnlichst Schnee. Begleitet wird sie auf der nun folgenden Zauberreise von ihrem Schneehasen (eine Handpuppe, die herrlich berlinerte).

Am Ende ging ihr Wunsch in Erfüllung: es schneite, aber nicht nur auf der Bühne, nein, auch im Zuschauerraum. Unmengen Papier-"Schneeflocken" rieselten herab und bedeckten alles schön weiß. Das war so schön und romantisch.

Am Ende dann gab es noch "Stille Nacht". Passend zum 4. Advent, wie ich meine.

Es war eine überaus bezaubernde Revue.

22. Dezember 2013, Nabucco von Giuseppe Verdi, Deutsche Oper

Diese Inszenierung war eher traditionell. Die Bühnenausstattung war nicht üppig, muss ja auch nicht. Es gab zunächst eine Art Wand, was man auch als Mauer eines Tempels ansehen konnte, diese hob sich dann und gab eine große Druckerpresse frei. Die Hebräer nutzen diese, um ihre Protestschriften zu veröffentlichen. Nachdem sie Fenena entführt hatten, fotografierten sie diese und vervielfältigten ihr Foto und brachten dies unters Volk. Weiterhin gab es ein hohes rundes Konstrukt, das innen mit einer Wendeltreppe ausgestattet war, diese nutzten einige Darsteller, um die Bühne zu betreten.

Die Kostüme der Hebräer waren sehr traditionell, die Frauen trugen lange, dunkle Kleider mit Reifröcken, die Männer dunkle Anzüge, Abigaille war sehr schick, vor allem als Königin, die Babylonier trugen etwas modernere Kleidung, einige Uniformen. Das passte als Kontrast sehr gut.

Erster Akt – Jerusalem

Im Tempel des Salomon in Jerusalem

Die Hebräer und Leviten sind in Salomons Tempel versammelt, um das Schicksal der Israeliten zu beklagen, die vor kurzem vom babylonischen König Nabucco besiegt wurden. Dieser marschiert gerade in die Stadt ein. Der Hohepriester Zaccaria ermutigt seine Gefolgsleute, die Hoffnung nicht aufzugeben, da sie in Nabuccos Tochter Fenena eine wertvolle Geisel besitzen. Fenena wird durch Ismaele bewacht, den Neffen des Königs Sedecia von Jerusalem. Ismaele ist in Fenena verliebt, die ihn unter großem persönlichem Risiko befreit hatte, als er Gefangener in Babylon war. Diese Gunst möchte er nun zurückgeben. Die zwei planen fortzulaufen, als Abigaille, von der jeder glaubt, sie sei Nabuccos erstgeborene Tochter, an der Spitze von als Hebräer verkleideten babylonischen Soldaten den Tempel betritt. Abigaille offenbart Ismaele ihre Liebe und bietet an, alle Hebräer freizulassen, wenn er ihre Liebe erwidert. Ismaele will sich nicht erpressen lassen. Währenddessen begehren Hebräer, die von Nabuccos Soldaten gejagt wurden, Zuflucht im Tempel. Nabucco erscheint. Zaccaria droht, Fenena zu töten, wenn Nabucco und seine Leute es wagen, den heiligen Platz zu missachten. Er hebt den Dolch, aber Ismaele schreitet ein und rettet sie vor dem Tod. Zaccaria verdammt den Verräter. Nabucco umarmt seine Tochter und befiehlt, den Tempel niederzubrennen.

Zweiter Akt – Der Frevler

1. Szene – Die königlichen Zimmer im Palast in Babylon

Aus einem von Nabucco geheim gehaltenen Dokument erfährt Abigaille ihre wahre Herkunft. Sie ist nicht Nabuccos Erstgeborene, sondern die Tochter einer Sklavin.

Sie ist entschlossen, sich an Fenena und Nabucco zu rächen, da Nabucco den Thron ihr anvertraut hat, während er die Hebräer bekämpft. Sie will ihre Rivalin töten, den Thron übernehmen und die Nachricht verbreiten, dass Fenena tot sei. Ihr Vorhaben wird durch den Hohepriester des  unterstützt.

2. Szene – In einem anderen Flügel des Palastes

Zaccaria ist frei. Er und seine Leute bekehren Babylonier, die zum jüdischen Glauben konvertieren. Der Chor der Leviten verwünscht Ismaele, da er Fenena das Leben gerettet hat. Sie verachten ihn wegen seines Verrates (Fluchtmöglichkeit für Fenena). Zaccaria gebietet dem Chor Einhalt – Ismaele sei kein Verräter, da er das Leben einer Konvertierten gerettet hat.

Abigaille ist dabei, ihren Plan auszuführen, die Macht an sich zu reißen, als Nabucco zurückkehrt. Er ergreift die Krone und erklärt sich selbst zum Gott, den die Leute bis in alle Ewigkeit anbeten sollen. Blitze schlagen neben dem König ein, er verliert den Verstand. Abigaille setzt sich die Krone auf.

Dritter Akt – Die Weissagung

1. Szene – Die hängenden Gärten im königlichen Palast in Babylon

Abigaille, die sich selbst zur Königin ernannt hat, sitzt auf dem Thron im Beisein des Hohepriesters, um die Huldigung der Adligen zu empfangen. Der wahnsinnig gewordene Nabucco erscheint. Abigaille bringt ihn mit List dazu, das Dokument zu unterschreiben, mit dem das Todesurteil der Hebräer, inklusive der konvertierten Fenena, vollstreckt werden kann.

Nabucco realisiert dies zu spät, protestiert und droht Abigaille, die Details ihrer Geburt offenzulegen. Er sucht nach dem Dokument über ihre Herkunft, aber Abigaille hat es schon und zerreißt es. Sie übergibt den alten König den Wachen und lässt ihn einsperren. Nabucco bittet sie um Verzeihung und verspricht, den Thron abzutreten, wenn Abigaille Fenena verschont. Abigaille lehnt den Vorschlag ab.

2. Szene – An den Ufern des Euphrat

Die Hebräer, zur harten Arbeit verdammt, beklagen ihr „schönes und verlorenes Heimatland“  und rufen den Herrn um Hilfe. Zaccaria ermutigt die Leute mit einer Prophezeiung, dass eine furchtbare Rache Babylon heimsuchen werde.

Vierter Akt – Das zerbrochene Götzenbild

1. Szene – Räume des königlichen Palastes in Babylon

Nabucco, der aus einem tiefen Schlaf voller Alpträume erwacht, hört Fenenas Namen von der Straße; die Gefangenen und Fenena werden zur Hinrichtung geführt. Er kniet nieder, um den Gott der Hebräer um Erbarmen anzuflehen. Der Wahnsinn verlässt ihn. Plötzlich öffnet sich das Tor, und eine Gruppe königstreuer Wachen erscheint. Mit gezogenem Schwert folgen sie ihm, um seine Krone zurückzufordern und Fenena zu befreien.

2. Szene – im königlichen Palastes in Babylon

Fenena wurde mit anderen Hebräern zum Opferaltar gebracht. Der Hohepriester des Baal führt die Opferzeremonie durch, als Nabucco und seine Gefolgsleute eintreten. Er befiehlt, das Götzenbild umzustürzen. Es fällt zu Boden und zersplittert. Die Juden sind befreit, und Nabucco ermahnt seine Leute, sich vor dem Gott der Juden Jehova zu verneigen. Die besiegte Abigaille vergiftet sich. Sterbend bittet sie den Gott der Hebräer um Vergebung. Nabucco preist zusammen mit dem Volk Israels Jehova und die wiedergewonnene Freiheit. Abigaille wird aus der Gemeinschaft ausgestoßen, die Stadtmauer schließt sich und sie stirbt draußen allein.

Die Besetzung war vom Feinsten:

  • Nabucco Dalibor Jenis
  • Ismaele Yosep Kang
  • Zaccharia Orlin Anastassov
  • Abigaille Anna Smirnova
  • Fenena Ronnita Miller
  • Oberpriester des Baal Andrew Harris
  • Abdallo Gideon Poppe
  • Anna Hulkar Sabirova (sie gab letzte Saison eine tolle Olympia in Essen)
  • Musikalische Leitung Andrea Battistoni
  • Inszenierung Keith Warner
  • Bühne Tilo Steffens
  • Kostüme Julia Müer (bestens bekannt und bewährt aus einigen Dortmunder Produktionen)

Am besten gefielen mir an diesem Abend, da besonders herausragend:

Dalibor Jenis - er sah verflixt gut aus mit seinen langen schwarzen und seidigen Haaren und dem Bart, dazu sang er unglaublich schön, tolle Stimme, und er hatte ein ungewöhnliches Timbre in der Mittellage, was ich so bislang noch nie gehört hatte. Das klang wunderschön! Und er war ein sehr intensiver und klasse Darsteller. Ein wunderbarer Nabucco! Vom Feinsten!

Anna Smirnova - eine sehr attraktive Dame und unglaublich intensive Darstellerin. Allein die Mimik war ein Wahnsinn! Sie sang diese überaus heikle Partie 1 a durch ohne einen einzigen "Wackler", da saß jeder Ton, und sie wurde zu keinem Zeitpunkt schrill. Ich habe viele Abigailles gesehen, keine war so herausragend wie diese! Eine echte Empfehlung!

Yosep Kang - ein Tenor mit einer wunderschönen, weichen und warmen Stimme, dazu stellte er den Ismaele sehr gut dar. Die meisten Darsteller dieser Rolle sind eher nichts sagend und blass, nicht so Herr Kang. Er war wirklich sehr, sehr gut!

Alle anderen gefielen mir auch sehr gut, das Ensemble war einer Hauptstadt würdig. Einzig der Darsteller des Zaccharia machte auf mich den Eindruck nicht ganz auf der Höhe gewesen zu sein, stimmlich, meine ich, denn die kratzte etwas. Ich nehme mal an, es war eine Erkältung im Anmarsch. Ansonsten gefiel er mir aber sehr gut.

In der Form würde ich mir Nabucco sofort wieder ansehen. Es war ein hinreißend schöner Opernabend!

Im März komme ich dann wieder smiley

18. März 2014, Cavalleria Rusticana von Pietro Mascagni - Deutsche Oper

Endlich gab es nach langer Zeit mal eine vernünftige Vorstellung an meinem Geburtstag!

Die Cavalleria ist ja nun wirklich eine wunderschöne Oper. Die Inszenierung war schon traditionell, kann man sagen. Zunächst sieht man eine hohe Brücke, und man denkt es wird modern. Nein, sie wurde für die Osterprozession benutzt, und das war okay. Mama Lucia hatte eine Art Imbissbude, was ich aber auch okay fand. Davor stellte sie einen Tisch und Stühle, und es gab ein altmodisches Sofa. Die Osterprozession war höchst prächtig inszeniert mit Madonnenstatuen und Christusbildern. Die Kostüme waren auch traditionell bäuerlich, zur Prozession trugen alle Sonntagskleider, die Frauen Spitzenschleier. Santuzza hatte ein rot-weißes Wickelkleid an, Lola etwas ähnliches in grün-weiß. Alfio kam mit einem schön altmodischen Dreiradwagen auf die Bühne. Ich empfand alles als schön passend.

Es ist immer schade, dass diese Oper vor dem Bajazzo gezeigt wird, mir wäre eine andere Reihenfolge lieber, da sie mir musikalisch besser gefällt. Aber sei's drum.

Kurz zum Inhalt:

Turridu besingt im Hintergrund Lolas Schönheit.

Die Bauern begrüßen einander fröhlich vor der Kirche. Es ist Ostermorgen. Nur Santuzza ist traurig und unruhig. Sie fragt Lucia, wo Turridu, ihr Geliebter, sei. Er hat sich wieder von Lola, der Frau des Fuhrmanns Alfio, umgarnen lassen, und Santuzza will Turridu abends im Dorf gesehen haben, obwohl er vorgeblich zum Weinkaufen fort war. Alfio kehrt von einer Reise zurück und freut sich auf das Wiedersehen mit seinem „treuen Weibchen“. Als er gegangen ist, klagt Santuzza der alten Lucia ihr Leid. Turridu habe, bevor er um Militärdienst eingezogen worden war, Lola die Ehe versprochen. Nach seiner Rückkehr fand er diese verheiratet mit Alfio und suchte Trost bei ihr, Santuzza. Nun aber bandle er erneut mit Lola an, und sie sei entehrt. Alle gehen in die Kirche, nur Santuzza wartet auf Turridu. Er aber beachtet ihre eifersüchtigen Vorwürfe gar nicht, er ist ganz gebannt von Lola, die mit einem koketten Liedchen vor der Kirche tänzelt. Turridu will ihr folgen, Santuzza stellt sich in den Weg, bittet, droht, fleht um seine Liebe.

Aber Turridu hat kein Ohr für sie. Wütend wirft er sie zu Boden und eilt in die Kirche, Lola nach. Jetzt schlägt Santuzzas leidenschaftliche Liebe in leidenschaftlichen Hass um. Außer sich, schleudert sie ihm einen Fluch nach, und als Alfio gerade vorbeikommt, öffnet sie ihm die Augen über die Untreue seiner Frau.

Einige Minuten bleibt die Szene leer: ein sinfonische Intermezzo des Orchesters symbolisiert den Osterfrieden der frommen Kirchgänger. Die Messe ist zu Ende. Die Leute treffen sich im Wirtshaus bei Lucia. Turridu lädt sie zu einem Umtrunk ein. Als Alfio eintrifft und Turridu zur Rede stellt, beißt dieser Alfio schließlich ins Ohr. Alle Bauern wissen sofort, was das nach altem Brauch bedeutet: Kampf auf Leben und Tod, ein Duell. Diese Herausforderung ist ganz in Alfios Sinne.

Doch Turridu bemerkt, dass er zu viel Wein getrunken hat, und möchte lieber fliehen, anstatt sich zu duellieren. Er nimmt noch Abschied von seiner Mutter, erbittet ihren Segen und befiehlt Santuzza ihrem Schutz. Dann eilt er hinaus. Santuzza stürzt sich verzweifelt in die Arme seiner Mutter Lucia. Es folgen Augenblicke aufwühlender Spannung, bis ein entsetzter Frauenschrei verkündet: Turridu ist erstochen worden! Er ist tot!

Sehr, sehr emotional und zu Herzen gehend!

Zur Besetzung:

  • Santuzza - Waltraud Meier - sehr ausdrucksstark und berührend und immer noch hervorragend mit einer tollen Bühnenpräsenz
  • Turridu - George Oniani - war eingesprungen, merkte man aber nicht - tolle Stimme und klasse Darsteller
  • Lucia - Ronnita Miller - ausgezeichnete Darstellerin mit einer sehr, sehr schönen und warmen Stimme
  • Alfio - Ivan Inverardi - ein sehr überzeugender Darsteller mit schöner Stimme
  • Lola - Katarina Bradic - eine sehr nette Dame, attraktiv, tolle Stimme
  • Zwei Bauern - Thomas Klöpper, Tomasz Rakocz
  • Musikalische Leitung - Cornelius Meister
  • Inszenierung - David Pountney
  • Bühne, Kostüme - Robert Innes Hopkins
  • Choreographische Mitarbeit - Silke Sense
  • Chöre - William Spaulding

18. März 2014, I Pagliacci von Ruggero Leoncavallo - Deutsche Oper

Ich mag diese Oper schon auch, aber, wie erwähnt, die Cavalleria berührt einfach mehr das Herz.

Diese Inszenierung war höchst interessant. Man hatte Teile der vorherigen Dekoration mit verwendet. Es begann mit dem Ende der ersten Oper, dann kam Tonio mit seinem Prolog, danach wurde Lucia mit dem toten Turridu fortgebracht. Der Bajazzo war, so sah ich es, im Mafia-Milieu angesiedelt. Canio kam mit seinem Gefolge in einem höchst schicken schwarzen Oldtimer auf die Bühne. Alle waren schick angezogen in schwarzen Anzügen, weißen Hemden, Krawatten, Nedda trug ein schickes schwarzes zweiteiliges Ensemble bestehend aus einem Glockenrock, Satinjacke und Pumps. Alle trugen zunächst Sonnenbrillen, ebenso die Zuschauer.

Die Bühne an sich war spartanisch, was aber nicht störte. Es war alles stimmig.

Zur Handlung:

Prolog

Tonio tritt auf und heißt das Publikum mit einer Rede über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Schauspiel und Realität willkommen. Im Namen des Librettisten und Komponisten bereitet er die Zuschauer auf ein besonders realitätsnahes Stück vor.

Erster Akt

Mit seiner Truppe zieht Canio ins Dorf und lädt die jubelnde Menge zur Abendvorstellung ein. Als die Komödianten ins Wirtshaus eingeladen werden, entschuldigt sich Tonio, er müsse noch was erledigen. Die Neckereien der Leute, er wolle wohl mit der hübschen Nedda allein bleiben, lösen bei deren eifersüchtigem Mann Canio einen Wutausbruch aus, und er verkündet, anders als auf der Bühne würde er im echten Leben Untreue mit dem Tode rächen.

Von diesen Worten tief beunruhigt, bleibt Nedda, deren Gewissen gar nicht rein ist, zurück und besingt neidisch die Freiheit der Vögel. Tonio nähert sich und macht ihr Avancen, die sie spottend zurückweist. Nachdem sie ihn mit einer Peitsche in die Flucht geschlagen hat, tritt Neddas Geliebter Silvio auf, der sie überreden will, mit ihm in der Nacht zu fliehen. Tonio hat die beiden beobachtet und alarmiert Canio. Silvio kann in letzter Sekunde unerkannt fliehen. Mit dem Messer drohend, verlangt Canio von Nedda den Namen des geflohenen Geliebten, doch Beppo kommt dazwischen und kann Canio zunächst mit der Begründung, die ersten Gäste seien bereits kurz vor dem Eintreffen, zur Vernunft bringen.

Die Schauspieler gehen sich nun umziehen, und der betrogene Canio singt seine berühmte verzweifelte Arie ("Vesti la giubba" bzw. auch "Ridi, pagliaccio / Lache, Bajazzo").

Zweiter Akt

Vor der Vorstellung sammelt Nedda das Eintrittsgeld und warnt dabei heimlich den tatsächlich anwesenden Silvio vor Canios Zorn.

Die Aufführung beginnt: Von ihrem Mann "Bajazzo" (Canio) alleingelassen, wartet "Colombina" (Nedda) auf ihren Geliebten "Harlekin" (Beppo), doch "Taddeo" (Tonio) platzt hinein und will sich ihr nähern. "Harlekin" verjagt ihn, und die beiden Liebenden setzen sich zum Essen. Da kommt "Bajazzo" nach Hause, und als Nedda dem fliehenden "Harlekin" die gleichen Abschiedsworte nachruft wie am Nachmittag ihrem Silvio, verliert Canio/Bajazzo die Contenance: Indem er Spiel und Ernst zu vermischen beginnt, fragt er Nedda erneut nach dem Namen seines Nebenbuhlers. Die Zuschauer sind hingerissen von dieser Intensität und applaudieren dem so real wirkenden "Spiel". Erst als Canio der fliehenden Nedda ein Messer in den Rücken sticht und ihr letzter Seufzer "Silvio!" erklingt, erkennt das Publikum den Ernst der Lage, doch zu spät: Auch der Geliebte wird vom rasenden Ehemann erstochen, der das Publikum mit den Worten "La commedia è finita" / "Die Komödie ist aus" nach Hause schickt.

Hier wird die verletzte Nedda von Canio und Tonio untergehakt und weg geführt. Ob sie am Ende stirbt, weiß der Zuschauer nicht...

Zur Besetzung:

  • Canio - Stephen Gould - äußerst stimmgewaltiger Wagnertenor - richtig, richtig klasse
  • Nedda - Inva Mula - war eingesprungen, was man aber auch nicht merkte. Tolle Stimme, klasse Darstellerin
  • Tonio - Ivan Inverardi - auch diese Rolle füllte er mehr als überzeugend aus, klasse
  • Beppo - Alvaro Zambrano  - eine kleine, feine Rolle, die er aber bestens ausfüllte
  • Silvio - Etienne Dupuis - klasse Stimme, gefiel mir sehr

Ein toller und krönender Abschluss meines "Ehrentages", den ich sehr genossen habe!

19. März 2014, Lucia di Lammermoor von Gaetano Donizetti - Deutsche Oper

Eine meiner absoluten Lieblingsopern! Und dazu diese hinreißend alte Inszenierung. So etwas bekommt man heute fast nirgendwo mehr geboten:

Zunächst sieht man eine textile Wand mit einem alten schwarz-weiß Gemälde, auf dem Lucia den Mittelpunkt bildet, an den Seiten einerseits textile Vorhänge, andererseits vorne Vorhänge aus Pappe. Alles in mittelblau mit Gold gehalten. Der mittlere Teil wurde dann immer zu den einzelnen Akten gehoben, die Pappvorhänge an den Seiten blieben bestehen. Obwohl ja vieles aus Pappmaché war - Fenster zum Beispiel, Säulen, etc. wirkte es gepaart mit sehr edlen Möbeln und Accessoires (wallende Vorhänge, edles Geschirr) und den prachtvollen Kostümen total echt. Und die Kostüme waren nun wirklich prachtvoll wie man sie aus sehr alten Inszenierungen kennt. Diese ist von 1980. Es tat wirklich schön, dies mal wieder zu sehen. Ich hatte sie ja schon mit Roberto Alagna gesehen.

Hier mal die Handlung, falls sie jemand nicht kennt:

Die Handlung spielt in Schottland gegen Ende des 16.Jahrhunderts vor dem Hintergrund der Fehden zwischen Katholiken und Protestanten. Die Familie Ashton hat seit einiger Zeit die gegnerische Familie der Ravenswood (Anhänger Maria Stuarts) verdrängt und ihr in der Gegend des Dorfes Lammermoor gelegenes Schloss eingenommen.

1. Akt

1. Bild: Enrico Ashton und seine Gefolgsleute durchsuchen die Gegend nach einem Unbekannten. Enrico erfährt, dass seine Schwester Lucia seinen Erzfeind Edgardo liebt. Die Männer bestätigen, Edgardo in der Nähe gesehen zu haben. Enrico schwört Rache.

2. Bild: Lucia wartet nachts mit ihrer Begleiterin Alisa im Wald auf Edgardo. Lucia ist beunruhigt: Ihr erschien der Geist einer Frau, die von ihrem Geliebten, einem Ravenswood, an diesem Ort aus Eifersucht erstochen wurde. Alisa bittet ihre Herrin, der unglückseligen Liebe zu entsagen. Edgardo erscheint, um sich von Lucia zu verabschieden. Vorher möchte er sich mit Enrico versöhnen und ihn um Lucias Hand bitten. Als diese ihn davon abzubringen versucht, bricht sein alter Hass gegen die verfeindete Familie wieder durch. Zum Abschied schwören sich die Liebenden ewige Treue.

2. Akt

3. Bild: Normanno und Enrico haben alle Briefe Edgardos und Lucias abgefangen. Sie verunsichern die junge Frau und versuchen, sie zur Hochzeit mit Arturo zu drängen, der dafür Enrico politisch unterstützen will. Ein gefälschter Brief, der Edgardos Untreue belegen soll, soll sie gefügig machen. Enrico und Raimondo setzen sie unter Druck. Hier fehlte die Szene, in der Raimondo Lucia überredet ihre Pflicht gegenüber ihrem Bruder zu erfüllen, indem sie Arturo heiratet.

4. Bild: Hochzeitsfeier. Die Gäste begrüßen Enrico und Arturo. Lucia wird hereingeführt und dazu gedrängt, den Ehevertrag zu unterzeichnen. Als Edgardo plötzlich hereinstürzt und sein Recht fordert, bricht sie zusammen. Zornig verflucht er sie wegen ihrer vermeintlichen Untreue.

3. Akt

5. Bild: Während eines Gewitters sucht Enrico Edgardo in dessen verbliebener Turmbehausung auf. Er schürt Edgardos Eifersucht und will sich an seinem Feind rächen. Sie verabreden sich für den nächsten Morgen zum Duell bei den Gräbern der Ravenswoods. Diese Szene fehlte in der Inszenierung!

6. Bild: Die fröhliche Hochzeitsfeier wird unterbrochen: Raimondo berichtet, Lucia habe ihren Bräutigam Arturo erstochen und sei wahnsinnig geworden. Lucia erscheint in blutüberströmtem Kleid mit einem Messer in der Hand. In Gedanken erlebt sie eine kirchliche Trauung mit Edgardo.

7. Bild: Edgardo erwartet Enrico zum Duell. Er erfährt, dass Lucia wahnsinnig geworden ist und im Sterben liegend nach ihm verlangt. Da erklingt die Totenglocke. Edgardo folgt seiner Geliebten in den Tod und ersticht sich. 

Eine höchst dramatische Oper mit hinreißend schöner Musik! Ich liebe sie!

Zur Besetzung:

  • Enrico - Bastiaan Everink - spielte diesen Widerling von einem Bruder ausgezeichnet und überzeugend, sehr schöne Stimme
  • Lucia - Hulkar Sabirova - war eingesprungen - ich kenne sie aus Essen, wo sie, wie schon bei meinem Nabucco-Bericht erwähnt, eine super Olympia gab. Sie war heute Abend in absoluter Höchstform und gab eine Atem beraubende Lucia. Sie war wirklich hinreißend in jeder Hinsicht!
  • Edgardo - Celso Albelo - starke, schöne Stimme, ein sehr guter Edgardo
  • Arturo - Matthew Newli - er füllte diese kleine Rolle sehr gut aus und gefiel mir ausgezeichnet
  • Raimondo - Marko  Mimica - ganz tolle Stimme, gefiel mir sehr
  • Alice - Katarina Bradic - auch diese kleine Rolle sang und spielte sie sehr, sehr gut
  • Normanno - Jörg Schörner - er spielte und sang diesen widerlichen, intriganten  Schleimer Enricos wirklich ausgezeichnet
  • Flöte - Robert Lerch
  • Harfe - Virginie Gout-Zschäbitz
  • Musikalische Leitung - Guillermo Garcia Calvo
  • Inszenierung, Bühne und Kostüme - Filippo Sanjust
  • Spielleitung - Gerlinde Pelkowski
  • Chöre - Thomas Richter

Es war ein absolut hinreißender Opernabend, der das Herz berührte und einen nach Hause schweben ließ! Gerne mehr davon!

Leider steht für unseren nächsten Berlin-Besuch im September nichts auf dem Spielplan der Deutschen Oper, das uns gefallen könnte, dafür aber im März. Mal schauen, ob sich in den anderen beiden Häusern etwas ergibt.

Bis zur neuen Saison alles Gute!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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