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Oper im MiR

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Oper im MiR (Saison 2015/2016)

 

Für die neue Saison bin ich praktisch komplett ausgerüstet: Tosca, La Gioconda und Norma schaue ich mir selbstredend mehrfach an. Dazu habe ich mir die Eröffnungsgala und das Neujahrskonzert gebucht. 

Auch hier verzichte ich auf die Kinderopern aus den Gründen, die ich schon bei Dortmund geschildert habe.

Auf jeden Fall wird es eine tolle Saison, das steht fest!

 

23. August 2015 - Eröffnungsgala

Bei dieser schönen und abwechslungsreichen Veranstaltung bekamen wir - locker, munter und toll moderiert vom Intendanten Michael Schulz - einen Überblick über die kommende Saison. Eine schöne Sache, auch mal Dinge zu hören, die man sicher nicht unbedingt komplett sehen möchte, aber reinhören schadet ja nicht.

Natürlich gefielen uns die Ausschnitte aus La Gioconda, Norma und Tosca am allerbesten, aber auch die unverwüstliche Fledermaus (die geht immer).

Auch wenn ich mir keine Kinderoper ansehen werde, die Band Coppelius gefiel mir trotzdem sehr, sehr gut. Die Bandmitglieder hatten sich fantasievoll zurecht gemacht und brachten ihr Programm - Klein Zaches, genannt Zinnober - prima herüber. Kindern wird das bestimmt richtig gut gefallen. Auch die Rocky Horror Show gefiel mir in den Ausschnitten. Das war schon gut gemacht. Aber einen ganzen Abend mag ich so etwas dann doch nicht, zu laut!

Das Ballett gefiel mir auch recht gut, wiewohl ich nicht der große Ballettfan bin. Man hatte auch schöne Musik gewählt.

Beeindruckt war ich von Charlotte Salomon: der Tod und die Malerin, hier das Lied "Der Tod und das Mädchen", dargebracht von Joachim G. Maaß. Sehr schön. Mit der Fußballgeschichte konnte ich so nichts anfangen, die Idee ist schön, aber die Musik war gar nicht mein Fall. Schön auch, dass ich mir dann endlich mal etwas von dem Mittsommernachtstraum anhören konnte: ganz und gar nicht mein Fall, der Inhalt mag nett sein, aber die Musik war mir sehr unangenehm im Ohr. Keine Oper in meinem Sinne.

Nach der Ballettvorführung gab es eine Preisverleihung - der Gelsenkirchener Theaterpreis, gestiftet von der Sparkasse Gelsenkirchen.

Die diesjährigen Preisträger: Britta Tönne (Bühnenbildnerin/Ausstatterin), Dorin Rahardja und E. Mark Murphy, und das nun wirklich zu Recht!

Alles in allem war es ein wunderbar bunter und sehr unterhaltsamer, sehr abwechslungsreicher Abend, den wir alle sehr genossen haben.

Nun freue ich mich natürlich, und das gleich mehrfach, auf La Gioconda, Norma und Tosca sowie die Fledermaus.

Hier im schönen MiR bin ich dann leider erst wieder am 01. Januar zum Neujahrskonzert. 

01. Januar 2016 - Neujahrskonzert

Im Vorfeld hatte ich den Inhalt so verstanden, dass man berühmte Ballettszenen aus bekannten Opern zu Gehör bringen wollte. War wohl etwas unglücklich ausgedrückt, denn gemeint war dies: Walzer, Polka, Polonaise ohne Ballett? Geht das? Ja, es ging natürlich, und es ging dabei eben nicht um Ballettszenen, sondern um Walzerstücke, Polka, Polonaise, die ja in sehr vielen Opern vorkommen. Das enttäuschte mich jetzt natürlich nicht.

Ich erinnere mich momentan an entsprechende Musikstücke aus La Gioconda, Faust, Eugen Onegin, Carmen, Hoffmanns Erzählungen, Cancan,  Ruslan und Ljudmila. Alles habe ich nicht mehr präsent. Es begann mit der spritzigen Ouvertüre des Barbier von Sevilla. Am Ende gab es zwei wunderbare Zugaben: den unverwüstlichen Donauwalzer und den Radetzky-Marsch. Die gehen immer, damit holt man auch den stursten Besucher vom Stuhl. 

Moderiert wurde dies auf launige Weise von einem Musiker des Orchesters. Gefiel mir wirklich sehr gut.

Am Ende gab es standing ovations von einem rundherum zufriedenen Publikum. Ein wahrhaft schwungvoller musikalischer Jahresbeginn.

02. Januar 2016 - Tosca von Giacomo Puccini

Tosca ist sicher eines der Werke, das ich mit am häufigsten in den verschiedensten Inszenierungen gesehen habe. Eine Inhaltsangabe spare ich mir, denn der Inhalt dürfte hinreichend bekannt sein. Aber ich sage natürlich etwas zur Inszenierung und den Darstellern des heutigen Abends. Über Tosca habe ich ja schon oft genug geschrieben.

Ich war mit leicht gemischten Gefühlen in die Vorstellung gefahren, denn die Kritiken war ja so berauschend nun nicht, auch nicht was die sängerische Leistung betraf. Aber ich bilde mir ja immer gerne meine eigene Meinung.

Der Vorhang ist schon mal ganz anders als sonst: in schwarz mit einem angedeuteten Tor und Fenstern, die nach oben abgerundet waren. Das konnte der Eingang zu einer Kirche sein, aber auch zu einem Gefängnis (Engelsburg). Der Kirchenraum im ersten Akt ist doch ganz gut gelungen, einzig dieses moderne Bild, das Cavaradossi gemalt haben soll, passt nicht. Nicht dass mich die unbekleideten Damen mit den religiösen Symbolen stören, nein, es passt optisch nicht, viel zu modern, zu kalt, aber gut. In dem Bild ist eine Tür zu einer Kapelle. Die Madonnenstatue rechts auf der Bühne ist etwas mickrig. Ansonsten ist das Gesamtbild aber durchaus okay. Der Palazzo Farnese hat die gleichen Wände, und es wimmelt von Gemälden, hier scheint Scarpia wohl ein Kunstsammler zu sein, er ist mehr damit beschäftigt als mit seinen Geschäften. Außerdem bedient er immer wieder ein Grammophon und spielt Platten von Tosca. Im letzten Akt sieht man die Gefängniszelle mit einem kahlen Bettgestell, auf dem Cavaradossi liegt und auf seine Hinrichtung wartet. Der Mesner ist dabei das Gemälde, das anfangs mehr mittig auf der Bühne stand und sich nun links befindet, mit schwarzer Farbe zu übermalen. Im Hintergrund hängt Angelotti mit den Füßen nach oben.  

Die Kostüme waren den fünfziger Jahren nachempfunden, was mir ganz gut gefiel. Außer Scarpias Aufmachung, die war einfach nur blöd und unglaubwürdig. Ich meine, kann man einen Polizeichef, der ausschaut wie ein Penner (schmuddeliger brauner Anzug, darunter ein ebenso schmuddeliges Unterhemd, lange fettige Haare - wie viele Tuben Brisk sind da wohl verbraucht worden?), ernst nehmen? Der war gar keine Authoritätsperson. Dieser Scarpia war eher ein Psychopath mit einem religiösen Wahn und entsprechenden Wahnvorstellungen. Im ersten Akt treten aus dem Bild, also aus der Kapellentür, Dämonen und Heilige, eine Madonna, in deren Schoß er mitunter vor sich hinträumt. Das störte mich an sich jetzt nicht, man kann ja eine Geschichte so oder so auslegen. Also gut, Scarpia hat einen Knall, um es mal salopp zu formulieren. Aber musste er denn so schlampig daher kommen? Ich meine: ganz klar nein.

Die Personenführung fand ich auch stellenweise eher unglücklich, und zwar besonders in bezug auf Cavaradossi und Tosca. Sie wedelte ständig mit einem Pinsel durch die Gegend, wo ich mich dann fragte, was denn das soll. Im ersten Akt agierten beide irgendwie, aber nicht rund und stimmig, lag eben an der seltsamen Regie.

Was ich auch nicht gut fand: Cavaradossi sah bis zum letzten Akt adrett aus. Wie, bitte, geht das denn? Nachdem man gefoltert  und durch die Gegend gezerrt wurde, sieht man so adrett nicht mehr aus, ganz sicher nicht. Das konnten die paar Blutspritzer auch nicht mehr retten und glaubwürdiger machen. Ich kenne einen Cavardossi am Ende immer mit derangierter und nicht mehr heiler Kleidung, und die Verletzungen waren auch deutlicher zu sehen. Und wieso muss Tosca immer im Abendkleid am Ende erscheinen? Sie schaffte es ja auch sich die Hände zu waschen, eine normalere Kleidung wäre glaubwürdiger. Ist aber in sämtlichen Inszenierungen so, und ich habe es nie wirklich verstanden.

Durchaus gelungen fand ich aber den Regieeinfall am Anfang des dritten Aktes. Man sieht ein kleines Mädchen, das mit seiner Puppe spielt und dann einen Rosenkranz aufs Bett legt. Dann erwacht Tosca - ist es ihre gemeinsame Tochter mit Cavaradossi? Tosca betet einen Rosenkranz und verlässt das Bett mit der Decke. Erst danach sieht man Cavaradossi und versteht, er hat das alles nur geträumt. Gut gelöst und durchaus überzeugend. Tosca legte, nachdem sie Scarpia erstochen hatte, am Ende eine Platte von sich auf. Auch ein guter Einfall, warum nicht?

Es war zwar stellenweise merkwürdig inszeniert, ja, aber dennoch habe ich das Regiekonzept an sich am Ende verstanden und fand es absolut okay. Man richtete sich nach der Urfassung, nämlich dem Theaterstück "la Tosca" von Victorien Sardou.

Was die sängerische Leistung betraf, hatte ich offenbar Glück. Dererk Taylor schmetterte nicht zu laut, sondern sang für meine Begriffe ganz normal. Sicher, die Stimme ist schon kräftig, aber da, wo es angebracht war, sang er auch angenehm leise. Seine Stimme gefällt mir. Petra Schmidt erschien mir anfänglich als sei sie in der Rolle (noch) nicht wirklich zu Hause, das lag aber im Nachhinein betrachtet, wohl eher an der Personenführung der Regie. Ich fand sie sang sehr gut, wiewohl ich sicher schon bessere Toscas erlebt habe. Dennoch es war keine Fehlbesetzung, wirklich nicht. Sie steigerte sich von Akt zu Akt und war dann doch sehr berührend. Aris Argiris war zu Recht der Star des Abends. Er spielte diesen fiesen, grausamen, gefühllosen Psychopathen hinreißend, auch die Stellen, wo er seinen religiösen Wahn zeigen musste, spielte er absolut meisterhaft und überaus überzeugend. Was ich auch wirklich wunderbar fand: heute sang er die Partien, wo leise Töne angebracht waren, auch wirklich schön sanft und eindringlich, und da, wo es eben der Part zuließ, ließ er seine volle Stimmgewalt hören. Echt klasse. Mit der Leistung kann er wirklich ÜBERALL in der Welt auftreten. 

Das war die heutige Besetzung im Einzelnen:

  • Floria Tosca - Petra Schmidt
  • Mario Cavaradossi - Derek Taylor
  • Vitellio Scarpia - Aris Argiris
  • Cesare Angelotti - Don-Won Seo
  • Spoletta - Philipp Werner
  • Sciarrone - Peter Rembold
  • Mesner - Joachim G. Maaß
  • Schließer - Jacoub Eisa
  • Hirte - Sion Choi
  • Musikalische Leitung - Rasmus Baumann
  • Inszenierung - Tobias Heyder
  • Bühne - Tilo Steffens
  • Kostüme - Verena Polkowski
  • Choreinstudierung - Christian Jeub
  • Kinderchoreinstudierung - Alfred Schulze-Aulenkamp

Auch die Nebenrollen waren wirklich ausgezeichnet besetzt, besonders der Darsteller des Spoletta gefiel mir sehr, ein schmieriger, fieser Speichellecker.

Mir hat der Opernabend sehr gut gefallen, es war anders als gewohnt, aber das muss ja nicht immer schlecht sein. Mit diesem Konzept muss man sich schon erst anfreunden, aber dann kann man den Abend wirklich genießen. Ich werde weitere Vorstellungen besuchen.

Am Ende kam Petra Schmidt auf die Bühne mit einem Spendenaufruf, in dem um etwas Geld gebeten wurde, von dem für Flüchtlingskinder Schulmaterialien gekauft werden können. Aris Argiris und Joachim G. Maaß standen im Foyer mit einem Spendentuch. Ich bin sicher, es ist viel Geld dabei zusammen gekommen. Eine schöne Idee!

21. Februar 2016, Tosca von Giacomo Puccini

Diese Inszenierung gefällt mir, bei Licht betrachtet, immer besser. Irgendwie ist sie total spannend. Ich sehe sie mir noch ein drittes Mal an. Manche Produktionen muss man wohl öfter sehen, um sie zu verstehen. Spoletta wurde heute dargestellt von Stefan Sevenich, dessen Darstellung mir auch sehr gut gefiel.

                                                                            

05. März 2016, Norma von Vincenzo Bellini - Premiere

Ich war sehr gespannt auf diese Produktion, die ja eine kritische Neufassung, angelehnt an die Fassung der Salzburger Pfingstfestspiele aus dem Jahre 2013, ist. Hier in Gelsenkirchen ist Norma wenigstens doch noch eine Priesterin und keine Dorfschullehrerin in der französischen Résistance. Das war ja schon mal beruhigend. Beim Betreten des Zuschauerraums sieht man einen nüchternen Bühnenaufbau mit sehr wenigen Requisiten, (kahle Wände und Ikea-Stühle und -Tische - hässlich und unästhetisch!). Auf einem Vorbau weiter oben sitzt Norma in Trance in einer Art Kapelle und bereitet sich auf das Bevorstehende vor. Ihr Kostüm gefiel mir: blaues langes Kleid, darüber eine Art Cape und einen goldenen Lorbeerkranz auf dem Kopf, in der Hand eine Sichel zum Schneiden der goldenen Mistel. Auch im weiteren Verlauf sahen ihre Kleider noch einigermaßen ansehnlich aus. Unten versuchen ihre beiden Töchter (schlicht in weiße Kittelchen gewandet - ach, wie "einfallsreich"...) zu ihr zu gelangen. Ohne Erfolg. Flavio, Polliones Gefährte, (aus dem Heer der Römer) betritt die Bühne und geht mit den Kindern nicht wirklich nett um. In dieser Fassung hat er eine durchgehende Rolle, bei der er neben den wenigen gesungenen Phrasen Texte von Pier Paolo Pasolini rezitiert, das macht das Ganze für mich dramatischer und stört keinesfalls. Einige Gallier betreten die Szene und misshandeln ihn, indem sie ihn auf einen Tisch festschnallen. Pollione, hier als eine Art Latin Lover ganz in schwarz mit langen Haaren, (sah toll aus) rettet ihn aus seiner misslichen Lage und schwärmt ihm von seiner neuen Liebe, Adalgisa, einer jungen Priesterin, vor. Ihm ist durchaus klar, dass er sich Normas Zorn zuziehen wird, wenn sie davon erfährt, aber das ist ihm egal, will er doch sowieso wieder zurück nach Rom, zusammen mit Adalgisa. Flavio warnt ihn also vergeblich vor Normas garantiertem Zorn.

Dann kommt Oroveso, Normas Vater, mit seinen Leuten. Sie wollen sich endlich von der römischen Besatzungsmacht befreien und warten auf ein Zeichen Normas, Priesterin des Kriegsgottes Irminsul und der Mondgöttin Luna. Diese verweigert den Angriff jedoch aus ihnen völlig unverständlichen Gründen. Sie wissen ja nicht, dass sie Pollione, den römischen Kriegsherrn, liebt und zwei Kinder mit ihn hat, die sie versteckt hält.  So enttäuscht sie ist, dass sich Pollione zurückgezogen hat, so sehr liebt sie ihn immer noch und möchte ihn zurückgewinnen. Das Volk verlangt ein Opfer. Normas Novizinnen, in gelben Kittelkleidern und ebenso gelben Stilettos (!!!) (hässlich, völlig unangemessen und unpassend) kommen hinzu. Eine der Novizinnen wird als "Opfer" auserkoren, muss sich komplett ausziehen und wird dann auf den Opfertisch geschnallt. Wozu das sein musste, erschließt sich mir nicht. Nicht das die junge Dame hässlich gewesen wäre, aber ästhetisch geht anders. Man hätte ihr zum Beispiel ein weißes Opfer-Gewand anziehen, oder wenigstens ein Laken über sie legen können. Das fand ich total blöd, zumal die Gute laufend im Evaskostüm herumlief und dann letztendlich eine gefühlte Ewigkeit so auf einem Stuhl auf der linken Bühnenseite saß. Ein bescheuerter Regieeinfall, wenn man auch nüchtern sein wollte. Braucht niemand! 

Norma tritt endlich auf und verhindert, dass die Tötung des Opfers stattfinden kann. Sie ist sichtlich verärgert und versucht ihre Leute davon zu überzeugen, dass Frieden für alle Parteien besser wäre. Sie tröstet die Novizin, was wirklich berührend war. Die anderen Kostüme waren auch nicht wirklich schön anzusehen, aber irgendwie doch ein wenig passender zum nüchternen Geschehen. 

In der nächsten Szene kämpft Adalgisa gegen ihre Gefühle für Pollione. Er will sie aber unbedingt veranlassen ihm nach Rom zu folgen. Adalgisa ist hin und hergerissen. Als sie jedoch von der Existenz von Normas Kindern erfährt, vertraut sie sich Norma an, die viel Verständnis für sie aufbringt. Im Laufe der Schilderung wird ihr klar, das ihr das alles verdächtig bekannt vorkommt, hat sie das doch auch so erlebt. Polliones Auftauchen bestätigt ihren Verdacht. Adalgisa erfährt, dass dieser der Vater der Kinder ist und beschließt daraufhin ihm nicht zu folgen, sie will nicht schuldig an Normas Unglück sein und schickt ihn weg. Norma und Pollione geraten in einen heftigen Streit, und Pollione ist wenig erbaut davon, dass sich Adalgisa Norma anvertraut hat.

Im zweiten Akt sieht man eher eine Trümmerlandschaft auf der Bühne mit schiefen Requisiten und Wänden, das Normas Seelenverfassung wohl darstellen soll. Sie ist sehr wütend auf Pollione und will sich an ihm rächen, indem sie seine Kinder zu töten gedenkt. Dann wird ihr aber klar, dass die Kleinen ja nichts dafür können. Allerdings möchte sie sicher gehen, dass es den Kinden auch künftig gutgehen wird und vertraut sie Adalgisa an, um dann Hand an sich zu legen. Adalgisa überredet sie das nicht zu tun und verspricht ihr zum Lager Polliones zu gehen und mit ihm zu reden. Norma lässt sich darauf ein und hofft darauf, dass Adalgisa mit guten Nachrichten zurückkehren wird. Die Gallier warten immer noch ungeduldig auf das Zeichen zum Angriff. Als Adalgisa mit negativen Informationen zurückkommt, ruft Norma rachsüchtig zum Kampf gegen die Römer auf. Pollione wird kurz darauf im Tempel, wo er Adalgisa zu treffen hofft, aufgegriffen. Er wird zu Norma geführt. Sie bittet ihn noch einmal sich zu ihr und den Kindern zu bekennen und von Adalgisa zu lassen, dies lehnt er heroisch ab, obwohl ihm klar ist, dass sie ihn töten kann und sicher auch wird. Norma droht ihm schließlich verzweifelt mit der Ermordung der Kinder, und sie will auch Adalgisa töten, ihm somit alles nehmen. Er fleht sie an, dies nicht zu tun, nur ihn zu töten.

Norma tritt nun vor ihr Volk und bekennt, Mutter zweier Kinder zu sein, und dass Pollione der Vater ist. Dies löst Entsetzen aus, man kann es einfach nicht glauben. Norma bittet den sich zunächst sträubenden Oroveso, sich seiner Enkel anzunehmen. Schlussendlich gibt er nach. Adalgisa soll sich auch weiterhin um die Kinder kümmern. Dann wendet sie sich an Pollione, und dieser bekennt sich im Angesicht des Todes zu ihr und bittet um Vergebung. Norma vergibt ihm, denn nun sind sie wieder vereint. 

In dieser Fassung hatte man im übrigen auf die Rolle der Clotilda (Normas Vertraute) verzichtet und Adalgisa den Part mit übergeben.

Die Oper selbst ist ja nun einmal hinreißend von der Musik her, pures Belcanto und unglaublich dramatisch. Wird leider nicht oft genug gespielt. Die Inszenierung gefiel mir nur in einigen Teilen, es gab meiner Meinung eben auch Schwächen. Aber gut, der wunderbaren Musik tut es ja keinen Abbruch. Die Besetzung jedenfalls war wunderbar:

  • Norma - Hrachuhi Bassénz - Bei einer Veranstaltung des Fördervereins hatte ich ihr "Casta Diva" schon gehört und war fasziniert. Sie gab eine wirklich berührende und emotionale, in jeder Situation überzeugende, Norma. Eine perfekte Besetzung
  • Adalgisa - Alfia Kamalova - wunderbar wie gewohnt. Normalerweise wird die Adalgisa von einem Mezzo gesungen, hier hatte man anders entschieden. Eine hervorragende Wahl, denn Frau Kamalova ist immer überzeugend und anrührend, und mit ihrer wunderschönen Stimme klangen die Arien und Duette einfach nur hinreißend
  • Pollione - Hongjae Lim - er gab einen wirklich guten Pollione, wenn ich auch eingangs dachte, die Rolle könnte noch eine Nummer zu groß für ihn sein. Dies war aber keinesfalls der Fall. Er sang seinen Part wirklich sehr gut und war auch darstellerisch sehr überzeugend. Das Kostüm und die langen Haare standen ihm ausgezeichnet
  • Oroveso - Dong-Won Seo - war auch hervorragend wie immer, stimmlich wie darstellerisch
  • Flavio - Lars-Oliver Rühl - gefiel mir auch sehr, auch die vorgetragenen Texte kamen super über die Rampe. 
  • Normas Kinder - Lili und Mona Lenz
  • Musikalische Leitung - Valtteri Rauhalammi 
  • Inszenierung - Elisabeth Stöppler
  • Bühnenbild - Hermann Feuchter
  • Kostüme - Nicole Pleuler

Alles in allem war es eine gelungene Premiere, die vom Publikum gefeiert wurde.

20. März 2016, Tosca von Giacomo Puccini

Heute habe ich mir die letzte Vorstellung angesehen. Spoletta wurde dargestellt von William Saetre. Mag er stimmlich auch vielleicht nicht mehr so auf der Höhe sein, darstellerisch fand ich ihn klasse. So kleine miese Speichellecker bringt er richtig gut herüber. 

                                                                                                                                   

25. März 2016, Norma von Vincenzo Bellini

Auch die heutige Vorstellung, die ich mit meiner Familie besuchte, genoss ich wieder sehr. Von Opern dieser Art kann ich, können wir, nicht genug bekommen.

16. April  2016, La Gioconda von Amilcare Ponchielli - Premiere

Auf diese Opernaufführung habe ich mich schon sehr gefreut, hatte ich sie doch noch nie auf der Bühne live erlebt. Ich kenne lediglich einen Opernfilm von Anno Tuck. Man hatte die Handlung in ein Militärregime verlegt. Die Idee fand ich gelungen. Man sieht zunächst einen mit rotem Stoff verhüllten Quader, links und rechts Elemente einer sehr ärmlichen Wohnung, bestehend aus Küche und einem Wohnzimmer, in der die Gioconda, eine Straßensängerin, mit ihrer blinden Mutter lebt. Mit ihnen lebt auch Enzo Grimaldo, ein beim Regime in Ungnade gefallener und untergetauchter Adeliger, der dort Unterschlupf gefunden hat. Barnaba, Mitglied des Rates und Spitzel des Systems, begehrt Gioconda, diese weist ihn aber immer ab, weil sie ihn schlicht nicht mag. Das löst bei Barnaba Hass aus, und er sinnt nach Rache. Wenn er sie schon nicht für sich gewinnen kann, so will er sie wenigstens vernichten. Im Intrigenspinnen ist er groß. Man sieht wie er ihre Wohnung verwanzt und böse Rache schwört. Im Hintergrund beginnen Feierlichkeiten - Brot und Spiele fürs Volk. Alvise Badoèro, der Machthaber - eher eine Marionette in den Händen Barnabas, der der eigentliche Strippenzieher ist - lässt sich mit seiner Frau Laura vom Volk feiern. Man sieht regimetreue, gleich gekleidete Menschen (wie bei Mao zum Beispiel) mit roten Fahnen auflaufen, Sportler werden ausgezeichnet, man marschiert zu zünftiger Musik. Der rote Vorhang ist nun geöffnet. Das Szenario wechselt, und man sieht überall Briefkästen, in denen die Bewohner ihre Informationen über von ihnen bespitzelte Personen (die Stasi lässt grüßen) einwerfen. Barnaba hat keine Schwierigkeiten seine Intrigen gegen Gioconda zu spinnen. Er behauptet ihre Mutter sei eine Hexe und habe das Boot von Zuàne, einem Sportler, verhext, so dass es gesunken war. Man mag sie nicht, weil sie ständig den Rosenkranz in den Händen hält und leise betet. Man hält sie für sonderlich und somit gefährlich. Die Meute hetzt die Arme, und sie landet vor Gericht. Alvises Auftreten und das Flehen seiner Frau um Gnade für Giocondas Mutter können den Lynchmord verhindern. Auch Enzo kämpft für sie. Da erkennt er in Laura seine Jugendliebe wieder. Ihre Gefühle füreinander sind immer noch vorhanden, und die zwei nähern sich vorsichtig. Giocondas Mutter schenkt Laura aus Dankbarkeit für ihre Hilfe ihren Rosenkranz; er möge sie immer beschützen. Dem intriganten Barnaba entgeht die Annäherung Enzos und Lauras natürlich nicht und denkt sich einen sehr perfiden Plan aus, indem er Enzo ein Treffen mit Laura verspricht und organisiert, gleichzeitig informiert er Alvise.

Gioconda ist eifersüchtig auf Laura und möchte diese am liebsten umbringen, schreckt jedoch angesichts deren Rettungsaktion für ihre Mutter davor zurück. Enzo verlässt sie, um mit Laura auf seinem Schiff zu fliehen, jedoch misslingt das Unterfangen als Alvise auftaucht. Gioconda erscheint als Retterin, indem sie Laura zur Flucht verhilft und Enzo warnt.

Alvise gibt ein Fest. Er beschließt seine untreue Gattin, die ihm nicht entkommen konnte, zu töten und zwingt sie sich selber mit Gift das Leben zu nehmen. Wieder erscheint Gioconda, die eine Einladung zum Fest erhalten hat, als Retterin und tauscht das Gift gegen ein Schlafmittel aus, das den Tod nur vortäuscht. Enzo ist ebenfalls, allerdings inkognito, auf dem Fest zugegen. Als Alvise seinen Gästen den vermeinlichen Leichnam seiner Frau präsentiert, bricht Enzo zusammen und gibt sich als Lauras Liebhaber und Gegner Alvises zu erkennen. Er wird sofort verhaftet. Gioconda will ihm helfen und bietet sich Barnaba als Pfand an, damit dieser Enzo ziehen lässt. Barnaba geht gerne darauf ein.

Gioconda hat die schlafende Laura zu sich geholt und wartet nun auf Enzo, um beiden nach Lauras Aufwachen zur Flucht zu verhelfen. Enzo glaubt aber natürlich, dass Laura tot ist und gibt Gioconda die Schuld daran. Er droht sie umzubringen. Gioconda ergreift seinen Arm, und stößt sich das Messer in den Bauch. Dann erwacht Laura, und die beiden können fliehen. Sie bedanken sich aus der Entferung bei Gioconda für ihr Opfer und ihre Hilfe. Siegessicher kommt Barnaba und will nun seinen versprochenen Lohn genießen. Bevor Gioconda ihrer Verletzung erliegt, bietet sie ihm einen Drink an, in welchen sie Gift schüttet, auch ihr Getränk vergiftet sie. Bevor Barnaba sich ihrer ermächtigen kann, bricht er zusammen und stirbt, Gioconda stirbt ebenfalls. Zurück bleibt ihre arme Mutter.

Diese schöne Oper mit so einem dramatischen Ende sollte man wirklich öfter spielen, Ich war hin und weg. Die Musik ist einfach nur wunderschön.

Die Bühnengestaltung gefiel mir, die Kostüme passten, waren sehr schlicht oder sehr schick, je nachdem ob jemand arm der reich war. Sehr gut und passend gemacht. 

Und hier zur Besetzung:

  • La Gioconda - Petra Schmidt - mit der Ponyfrisur sah sie richtig lieb aus. Ihre Darstellung war sehr berührend und absolut überzeugend. Auch stimmlich war sie eine wunderbare Besetzung
  • La Cieca, ihre Mutter - Almuth Herbst - wunderbar, wie man es von ihr gewohnt ist. Super Besetzung
  • Enzo Grimaldo - Derek Taylor - gefiel mir ausgezeichnet, stimmlich wie darstellerisch
  • Alvise Badoèro - Dong-Won Seo - auch hervorragend, wie man es von ihm kennt
  • Laura, seine Frau - Nadine Weissmann - kannte ich nicht, aber sie gefiel mir vor allem stimmlich sehr
  • Barnaba, Spitzel - Piotr Prochera - wieder einmal eine Rolle, die der Gute voll ausfüllte. Die schönen Locken sind ab, steht ihm aber auch sehr gut. Er gab diesen fiesen, schmierigen und intriganten Fiesling absolut herausragend. Ich hätte ihn stundenlang an die Wand klatschen mögen... Und natürlich sang er die Partie auch absolut klasse. Eine perfekte Besetzung dieses Widerlings
  • Zuàne, ein Sportler - Michael Dahmen - kleine Rolle überzeugend gespielt und gesungen
  • Ipèro, ein Schreiber - William Saetre - das gilt auch in diesem Fall
  • Musikalische Leitung - Rasmus Baumann
  • Regie, Bühne, Kostüme - Alexander Szemerédy, Magdolna Parditka
  • Choreografie - Martin Chaix
  • Choreinstudierung - Christian Jeub

Das Publikum war am Ende begeistert. Eine gelungene und schöne Premiere.

22. Mai 2016, La Gioconda von Amilcare Ponchielli

Habe mir diese schöne Oper ein zweites Mal, dieses Mal mit meiner Familie, angesehen. Denen gefiel sie genau so wie mir. Ich würde sie mir auf jeden Fall erneut in einer anderen Inszenierung zum Vergleich ansehen. Mal sehen, wann sie wieder auf dem Spielplan steht.

26. Mai 2016, Norma von Vincenzo Bellini

Zum letzten Mal in dieser Saison also die Norma. Zum Glück gibt es ja, wie oben erwähnt, eine Fortsetzung an anderer Stelle, worauf ich mich schon sehr freue.

02. Juli 2016, Die Fledermaus von Johann Strauß

Nun, diese Operette geht doch immer. Da der Inhalt ja bekannt sein dürfte, und ich ja auch schon darüber berichtet habe in der Vergangenheit, berichte ich nur von der Inszenierung.

Das Bühnenbild ist sparsam, aber absolut klasse. Man spielte im kleinen Haus, wo die Bühne nun einmal kleiner ist. Es gab viele weiße Vorhänge, ein Rondell mit Vorhängen, und dahinter bzw. seitlich kamen die Darsteller auf die Bühne. Dazu zwei sehr schöne Stehlampen, die dann bei Prinz Orlofsky weggenommen wurden und als Trichter mit Wasser genutzt wurden. Das Orchester befand sich auf der Bühne, es bestand aus acht Musikern. Der Dirigent spielte gleichzeitig auf dem Flügel. Das sah alles richtig schön aus.

Auch die Kostüme konnten sich sehen lassen: sehr schick und fein. Die Farben schwarz und weiß dominierten. Die Gesellschaft beim Prinzen war, nun ja, sagen wir es mal so: aus der demi-monde, und entsprechend war sie gekleidet. Da durfte als Höhepunkt eine Burlesque-Tänzerin nicht fehlen. Die Dame war äußerst attraktiv und gab eine sehr gekonnte Darstellung. Ich muss das normalerweise nicht haben, aber es war perfekt gemacht und absolut ästhetisch.

Aus „Frosch“ wurde Fräulein „Forsch“, eine Putzfrau. Das war klasse gelöst. Ein prima Regieeinfall. Anders war auch, dass Dr. Falke der anwesenden Gesellschaft schon vorab erzählte, dass hier etwas gegen Eisenstein im Schilde geführt wurde. Es waren also alle eingeweiht. Am Ende tötet jeder jeden, um dann zum Schlussakkord munter wieder auf den eigenen Beinen zu stehen. Prinz Orlofsky operierte im Off, d. h. neben uns im ersten Rang, wo man einen Schalensessel bereitgestellt hatte.

Ich fand das Ganze gut gemacht, war mal anders als bekannt.

Hier mal die Besetzung, die mir ausnehmend gut gefiel. Sicher ist Frau Kamalova zu schade für eine Operette, was dem Werk gegenüber bitte nicht abwertend klingen soll, aber sie ist Opernsängerin, und eine verflixt gute! Allerdings, so eine Rosalinde bekommt man nicht alle Tage geboten. Herr Lim gefällt mir in Opern, vor allem in dramatischen Stücken, besser als in so einer seichten Sache. Er machte es gut wie gewohnt, aber es passt nicht zu ihm. Herr Dahmen und Herr Maaß können beides und sind auch in der leichteren Muse am richtigen Ort ebenso wie im ernsten Fach. Frau Heeschen war eine hinreißende Adele. Frau Sieloff gefällt mir auch in Opern viel besser.

  • Gabriel Eisenstein – Michael Dahmen
  • Rosalinde, seine Frau – Alfia Kamalova
  • Adele, Dienstmädchen – Maria Heeschen
  • Alfred – Hongjae Lim
  • Dr. Falke, Notar – Peter Rembold
  • Frank, Gefängnisdirektor – Joachim Gabriel Maaß
  • Prinz Orlofsky – Anke Sieloff
  • Dr. Blind, Advokat – Florian Neubauer
  • Ida – Sion Choi
  • Frl. Forsch – Ute Wieckhorst
  • Gefangene – Bernd Frings, Georg Hansen, Wolf-Rüdiger Klimm, Charles E. J. Moulton
  • Tänzer – Christian Funk, Cederic Sprick
  • Burlesque-Tänzerin – Eden Berlin
  • Musikalische Leitung – Thomas Rimes
  • Inszenierung – Carsten Kirchmeier
  • Bühne und Kostüme – Jürgen Kirner
  • Choregrafie – Paul Kribbe
  • Choreinstudierung – Christian Jeub
  • Licht – Andreas Gutzmer
  • Dramaturgie – Juliane Schunke

Wir hatten aber einen schönen und sehr unterhaltsamen Abend. Damit ist die Saison im MiR für mich auch zu Ende. Wie immer herzlichen Dank für die tolle Saison mit unvergesslichen Momenten. Tschüss bis zum Wiedersehen am 03. Oktober zur Eröffnungsgala

 

 

 

 

 

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