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Oper im MiR 6

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Oper im MiR (Saison 2021/2022)

Die neue Saison ist für mich dieses Mal persönlich nicht sehr ansprechend. Lediglich "Madama Butterfly", "Othello" und "Carmen" sind echte Highlights. Und so werde ich dann die genannten Opern versuchen mehrere Male anzuschauen und mir den Rest verkneifen. 


Ich starte hier am 06.11.2021 mit Rossinis "Otello". Diese Version der Oper kenne ich noch nicht.



06. November 2021 - Otello von Gioachino Rossini


Dass Rossini seinen Otello 70 Jahre vor Verdis Meisterwerk geschrieben hatte, war mir bekannt. Ich hatte sie aber nie zuvor gehört, und sie wurde sicher auch nie so wie Verdis Werk beachtet. Schade eigentlich. Seine Komposition ist jedenfalls auch wunderschön.


Bei der heutigen Produktion ist Otello auch als erfolgreicher Eroberer Zyperns zurück und wird gefeiert. Aber das Ganze wurde in eine andere Zeit verlegt, nämlich ins Heute. Man sieht eine Glasfassade, die mal ein Ministerium darstellt, eine Museum, und am Ende einen Kriegsschauplatz. Das Haus soll das "Haus Europa" sein, wo alle gleich berichtigt sind. Schöner Gedanke. Aber, wie wir wissen, ist dem in der Realität eben nicht so. Vorurteile und Diskriminierung von Minderheiten sind leider an der Tagesordnung. So auch hier:


Otello kommt also von der erfolgreichen Schlacht zurück und legt die Siegesinsignien dem Herrscher Elmiro zu Füßen. Als Lohn erbittet er die Einbürgerung. Desdemona ist auch hier Otellos Gattin, allerdings weiß das noch niemand. Rodrigo liebt sie ebenfalls und bittet Elmiro um ihre Hand. Natürlich fehlen auch der intrigante Iago und auch Emilia nicht. Dann gibt es noch einen Gondoliere, der auch einen Dogen spielt. 


Otello wird so lange geduldet, wie er gebraucht wird. Als aber seine Beziehung zu Desdemona herauskommt, ist der Teufel los und er wird ausgegrenzt. Als Emilio ihr Rodrigo als Bräutigam vorstellt, weigert sie sich standhaft die Papiere zu unterschreiben. 


Die beiden Rivalen, Otello und Rodrigo, geraten aneinander und duellieren sich sogar.


Aber ansonsten ist die Handlung durchaus der Verdis ähnlich. Es geht um Eifersucht, Hass, Intrigen.


Über das Ende durfte das Publikum abstimmen: soll Desdemona im Angesicht des Todes handeln, oder soll sie sich verteidigen? Nun man wählte die erste Version. Desdemona entwendete Otello das Messer, mit dem er sie ermorden wollte und bietet ihm ihr Leben an. Er möge sie ruhig umbringen, angesichts des vielen Kummers sei sie ohnehin schon so gut wie tot. Am Ende erwürgt Otello sie.


Was dann kam, war wirklich zynisch: Es stellt sich heraus, dass Rodrigo doch nicht bei dem Duell getötet wurde, sondern dass der intrigante Iago dran glauben musste. Alle waren plötzlich heiter und gelöst. Emilio bietet Otello die Hand seiner Tochter, und Rodrigo verzichtet großzügig auf die Heirat... Na, ist DAS zynisch? Dem armen Otello blieb angesichts des Mordes an seiner Geliebten nichts anderes übrig als Rodrigo die Waffe, die dieser in der Jacke hatte, zu entwenden und sich zu erschießen. 


Dies war das hinreißende Ensemble:

  • Otello - Khanyiso Gwenxane - Er sang wunderschön und spielte sehr überzeugend. Habe mich gefreut ihn mal wieder gesehen zu haben.
  • Desdemona - Rina Hirayama - phänomenal! WAS für eine tolle Stimme und Darstellerin! Sehr, sehr überzeugend. Eine hinreißende Künstlerin
  • Rodrigo - Benjamin Lee (von der Oper Magdeburg) - er hat eine wunderschöne Stimme und ist ein sehr guter und überzeugender Darsteller
  • Iago - Adam Temple-Smith - klasse der Mann, klasse. Sein Iago war auch ein wahres Ekelpaket. Gerne mehr von diesem Künstler
  • Elmiro - Urban Malmberg - sehr überzeugend, wie immer
  • Emilia - Lina Hoffmann - hat sich super weiter entwickelt. Ihre Stimme gefiel mir schon immer sehr, inzwischen ist sie auch eine traumhaft sichere und tolle Darstellerin, Ihre Mimik ist spitze
  • Doge/Gondoliere - Tobias Glagau - er versteht es immer wieder, aus einer Nebenrolle etwas Großes zu gestalten. Toll gemacht
  • Lucio - Camilo Delgado Días

Mir hat der Abend sehr gefallen, und ich habe eine zweite Vorstellung am 05. Dezember gebucht. Ein Besuch dieser Produktion lohnt sich auf alle Fälle!


05. 12.2021 - Otello von Gioachino Rossini


Bei der heutigen Produktion gab es entgegen der Aussagen der Presse, es gäbe nur ein Ende und die Abstimmung sei Unsinn, eben doch ein anderes Ende. Natürlich endet die Oper im Original immer gleich, aber im MiR nicht. Heute Abend gab es nämlich ein happy end und das Liebespaar überlebte. Ein toller Einfall.


Es hat sich jedenfalls gelohnt, sich diese Oper ein zweites Mal anzusehen.



13. März 2022 - Carmen von Georges Bizet - Premiere


In die Vorstellung bin ich erst einmal ohne jede positive Erwartung hineingegangen, da ich an sich die Regieeinfälle von Frau Rahel Thiel nicht besonders schätze. Der erste Akt bot auch allerhand an Kritikpunkten: dass ein Fabrikhof nicht schön sein muss, ist okay, dass Soldaten es aus Langeweile, wie hier, mal an guten Manieren fehlen lassen, geschenkt. Aber was mir dann richtig sauer hochkam, war, wie die mit Don José herumgesprungen sind. Okay, er ist ein Außenseiter. Nur sollte man in Betracht ziehen, dass unser Tenor Khanyiso Gwenxane eine dunkle Hautfarbe hat. Schade, dass Frau Thiel das nicht berücksichtigt hat. Mir kam das diskriminierende Verhalten der Soldaten ihm gegenüber jedenfalls rassistisch vor. Das war widerlich! Auch so ein widersinniger Einfall: Zuniga stopfte Don José eine Blume in den Mund (geschmackloser Einfall!), später muss er dann zu Carmen sagen: "La fleur que TU m'avais jetée"... Passt doch wieder mal nicht! 


Die Kostüme der Arbeiterinnen wirkten schrecklich billig - kann man echt besser machen - und ihr "Sexappeal" war einfach nur aufgesetzt und schlecht gemacht. Naja, vielleicht reizt so etwas ja gelangweilte Soldaten...


Und dann Micaëlas Aufmachung - schlimm, schlimm, schlimm. Die kam mir vor wie Josés strenge Mama, nicht aber wie ein junges unschuldiges Mädchen. Dass die Darstellerin etwas proper ist, stört wirklich nicht, aber mit DER Aufmachung war sie total unglaubwürdig. Und wieso zogen ihr die groben Kerle die Schuhe aus? Blöd! Auf mich wirkte das alles provinziell. Also, der Anfang war schon mal nichts!


Die Kneipe war ganz ordentlich gemacht (im unteren Teil der Bühne). Und wieder so ein dämlicher Einfall: wieso wird Carmen von Dancaïro fast vergewaltigt, als sie sich weigert auf den Raubzug mitzugehen, da sie auf José wartet?!? Muss so eine unnötige Brutalität und sexueller Übergriff wirklich sein? Klar sind das keine feinen Leute, aber frühere Inszenierungen brachten das SO nicht zum Ausdruck. Und wieso wurde José zum Mörder an Zuniga? Das steht so nicht im Libretto. Und mich hat das gestört. 


Der dritte Teil war auch etwas öde, mir sind die Beine stellvertretend für mich eingeschlafen... 


Einzig der 4 Akt war gut gemacht. Normalerweise sieht man die Arena ja nur von außen, wo Carmen von José getötet wird. Hier nun geschieht alles vor Publikum. Okay, Reality TV lässt grüßen. War aber gut gemacht.


Von der Regie her war es also, wie erwartet, kein Bringer. ABER das Ensemble rettete alles und ließ die Aufführung zu einem schönen Abend werden:


  • Carmen - Lina Hoffmann - Hut ab, angesichts ihrer Größe muss sie ja etwas anders agieren als eine kleinere Kollegin. Das hat sie super gemacht. Allein die Mimik: hinreißend, die Gesten: sehr überzeugend, und die Stimme: ein Traum. Da saß jeder Ton! Eine wirklich mehr als überzeugende Carmen. Sie bekam zu Recht den meisten Applaus. Tolle Leistung!
  • Don José - Khanyiso Gwenxane - mehr als beeindruckend wie er diesen Underdog darstellte, auch stimmlich war er großartig! 
  • Micaëla - Heejin Kim - hinreißend schöne Stimme
  • Escamillo - Piotr Prochera - ein toller und beeindruckender Escamillo. Ihm hatte man ein richtig tolles Kostüm gegeben. Sehr überzeugend, wie immer
  • Frasquita - Dongmin Lee - super gespielt, tolle Stimme
  • Mercédès - Anke Sieloff - tolle Künstlerin, sie kann eben einfach alles, wunderbar gesungen und gespielt
  • Remendado - Tobias Glagau - sehr gut, wie immer, dem kann man auch alles spielen und singen lassen, klappt immer
  • Dancaïro - Adam Temple-Smith - auch wieder sehr überzeugend. Die Rolle passte zu ihm
  • Morales - Philipp Kranjc - klasse, wirklich klasse wie er dieses Ekelpaket darstellte, und auch "besoffen" war er ein echter Hingucker. Sehr beeindruckend und toll gesungen
  • Lillas Pastia - Georg Hansen - sehr gut gespielt und gesungen
  • Musikalische Leitung - Rasmus Baumann
  • Inszenierung - Rahel Thiel 
  • Bühne - Dieter Richter
  • Kostüm - Renée Listerdal
  • Choreinstudierung - Alexander Eberle
  • Licht - Thomas Ratinger


Also, musikalisch war es natürlich ein toller Abend, und eine Vorstellung werde ich mir noch ansehen.



03. April 2022 - Carmen von Georges Bizet


Bei der heutigen Vorstellung habe ich mir die unappetitlichen Details, die ich oben bemängelt habe, erspart, indem ich die Augen einfach geschlossen habe und die schöne Musik und die Stimmen genossen habe. Escamillo wurde heute von Petro Ostapenko gesungen. Er hat mir auch super gefallen. Beim Schlussapplaus brachte er eine Flagge seiner Heimat Ukraine mit auf die Bühne, was vom Publikum entsprechend positiv bewertet wurde.


Es war musikalisch ein sehr schöner Abend!


23. April 2022 - Madama Butterfly von Giacomo Puccini


Die Presse hob hervor, dass sich das Ganze im Jetzt befindet, was neu gewesen sei. Stimmt natürlich überhaupt nicht, das gab es bereits in Essen Saison 2017/2018. Egal, mir hat diese Inszenierung im MiR sehr gefallen. Pinkerton gab eine Karaoke-Show am Mikrofon; toll wie er mit dem Mikrofon und dem Ständer jonglierte. Das ganze Ambiente ist ölig-schmierig und deftig-laut. Das Fernost-Flair war schließlich schon immer irgendwie ein Fake. Auch Butterfly Behausung nach Pinkertons Abreise ist toll gemacht. Also, von der Inszenierung her war es schon einmal klasse!


Und dann DIE Besetzung! Wow, klasse und hinreißend bis in die kleinsten Rollen:


  • Cio-Cio San - Ilia Papandreou - was für eine tolle Stimme, was für eine hinreißend überzeugende Darstellerin! Das war ganz großes Kino!
  • B. F. Pinkerton - Carlos Cardoso - das MiR hatte gut daran getan, sich diesen super Tenor vom Aalto auszuleihen. Ich habe ihn schon so oft gehört, und er hat mich IMMER begeistert. So natürlich auch heute. Carlos war mal wieder in absoluter Hochform! Hinreißend wie er dieses Ekelpaket gab. Auch das war, mal wieder, ganz großes Kino. Und dazu diese super schöne Stimme. Toll. dass er die Rolle übernommen hat!
  • Suzuki - Noriko Ogawa-Yatake - schön, dass diese wunderbare Künstlerin nun im Alter diese Rolle übernommen hat. Welche Würde sie ausstrahlte! Das war wunderbar anzusehen und anzuhören. Super besetzt
  • Sharpless - Urban Malmberg - er sang diese Partie wirklich klasse und überzeugte auch darstellerisch auf der ganzen Linie
  • Goro - Tobias Glagau - natürlich klasse wie gewohnt. Herrlich wie er diesen ölig-schmierig-devoten Heiratsvermittler gab. Hätte man nicht besser besetzen können
  • Kate Pinkerton - Scarlett Pulwey - nicht nur ihr Name ist toll, nein, sie sieht auch noch sehr hübsch aus und verfügt über eine sehr schöne Stimme, von der man gerne noch mehr hören möchte in der Zukunft. Mir gefiel auch ihre Interpretation
  • Fürst Yamadori - Daegyun Jeong - eine kleine Rolle, aber sehr gut gesungen und dargestellt
  • Onkel Bonzo - Michael Heine - kleine, feine Rolle, aber super herübergebracht5
  • Kommissar - Yisae Choi - auch nur eine Minirolle, aber er brachte es gut herüber
  • Onkel Yakuside - Artavazd Zakaryan
  • Cousine - Alfia Kamalova
  • Mutter - You-Kyung Choi
  • Tante - Lisa Maria Laccisaglia
  • Kind - Nea Prochera - richtig süß und überzeugend
  • Musikalische Leitung - Giuliano Betta
  • Inszenierung - Gabriele Rech
  • Bühne - Dirk Becker
  • Kostüme - Renée Listerdal
  • Licht - Thomas Ratzinger
  • Choreinstudierung - Alexander Eberle


Mir hat die Aufführung ausgesprochen gut gefallen, und ich freue mich auf einen weiteren Abend im Mai!


22. Mai 2022 - Madama Butterfly von Giacomo Puccini


Habe mir heute diese Aufführung ein zweites Mal angesehen. Allein wegen der hervorragenden Solisten lohnt ein Besuch. Und die Inszenierung ist schließlich auch gelungen. Der Sharpless wurde heute gesungen von Petro Ostapenko, der mir auch ausnehmend gut gefiel. 


Und damit ist meine Saison im MiR zu Ende. Die neue Saison wird, das habe ich schon gesehen, sehr spannend mit neuen Stücken und mit der Wiederaufnahme meiner geliebten "Perlenfischer".

















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