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Oper im MiR

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Das MiR in Gelsenkirchen (2011/2012)

 

Zwischendurch besuche und besuchte ich ja auch gerne das MiR in Gelsenkirchen:
   

18. Februar 2012, La Bohème von Giacomo Puccini

Die Produktion war von 2008, und ich hatte sie damals schon gesehen. Auf der Bühne sieht man die Wohnung der vier Freunde, vorne weg Straßenpflaster, auf denen Passanten hin- und hergingen. Die Kostüme waren schlicht, was nicht störte, das Ambiente ein wenig auf die heutige Zeit abgestimmt: es gab zum Beispiel Bier zu trinken. Ist okay, wir sind im Jetzt und im Ruhrgebiet. Am Ende im letzten Akt sind alle merklich gealtert, optisch, aber man benötigte auch Hilfsmittel wie Rollator und Krücken. Auch okay, ist ja nicht ungewöhnlich, das erleben so viele Menschen im Alltag. Alle Rollen waren stimmlich hervorragend besetzt, dieses Ensemble braucht sich nicht zu verstecken. Der "Rodolfo" war mit Daniel Magdal stimmlich am besten aufgestellt, die "Musetta" war mit Alfia Kamalova am attraktivsten. Eine ganz tolle Frau. Einzig "Mimi" bot sich mir - rein persönlich, bitte (!) - als Wermutstropfen. Die Sopranistin sang super gut, überhaupt keine Frage, sie war auch eine hübsche Frau mit sehr guter Figur, nur: sie war zu groß und zu fraulich. Dafür kann die nette Dame wirklich nichts, aber sie war einfach keine "Mimi". Allein vom Typ her nicht. Sie wirkte etwas steif und hölzern und passte als einzige nicht ins Bild. Dazu wirkte sie überhaupt nicht schutzbedürftig, eher mütterlich. Es gab eine Szene im dritten Bild, wo sie sich liebevoll über Rodolfo beugt. Das war rührend, aber unpassend. Es gibt sicher ganz viele schöne Rollen, die besser zu ihr passen. Ich will nicht sagen, dass sie eine krasse Fehlbesetzung war, aber sie passte nicht zu den anderen.

Alles in allem war es aber ein ganz toller Abend, den ich sehr genossen habe. Schön für mich auch, ich muss nicht weit fahren.

Als nächstes steht "La Traviata" im Mai in meinem Kalender....
 
04. Mai 2012, La Traviata von Giuseppe Verdi
 
... Ja, und hier sind nun meine Eindrücke, die ich in der heutigen Vorstellung gewonnen habe:
 
Die Inszenierung war nicht spektakulär, die Bühne eher sparsam, aber zweckmäßig. Man arbeitete mit einem "Container" in etwa wie im Aalto. Hier war es aber ein über Eck halbierter Würfel. Im 1. Akt bei der Feier im Hause von Violetta war die Tapete rot mit einem goldenen floralen Muster und Sitzbänken, im 3. Akt bei Floras Fest war die Tapete schwarz mit silbrig grauem Muster. Im 2. Akt sah man eine Mauer, rechts eine Stiege, die zu einem Haus führte, und im letzten Akt war die Bühne ganz leer. Das zur Ausstattung.
 
Die Kostüme gefielen mir: im 1. Akt waren alle Darsteller, vor allem der Chor, im "Sonntagsstaat", Violetta trug einen Traum aus goldfarbenem Satin, schulterfrei, im 2. Akt sah sie sehr brav aus: eine schwarze Spitzencorsage (die sie im 1. Akt am Ende trug), einen apricot farbenen Satinrock (lang) und einen roten Samtmantel (eine Art Hausmantel), bei Floras Feier dann hatte sie ein schwarz-weißes Kleid an. Das schwarze, durchsichtige Überkleid glitzerte in sich, und am Ende trug sie dann eine Art Nachtkleid, weiß und kurz.
 
Es gab ansonsten schicke Kleidung für alle Protagonisten, nichts sah häßlich aus, ein schöner Anblick.
 
Nun, und bei DEM Ensemble braucht es dann auch nicht unbedingt eine spektakuläre Inszenierung!!!
 
Alexandra Lubchansky aus St. Petersburg gab eine wirklich hinreißende Violetta! Eine sehr attraktive Dame mit einer wunderschönen, klaren Stimme, die auch schauspielerisch was zu bieten hatte. Ich bin sicher, dass sie noch viel, viel mehr kann, wenn die Regie es zulässt. Sie hat mir außerordentlich gut gefallen. Im zweiten Akt rührte sie mich zu Tränen.
 
Zu meiner Freude sang Daniel Magdal den Alfredo, was erwartungsgemäß klasse war. Er verfügt über eine tolle Stimme. Ausgezeichnet!
 
Giorgio Germont wurde von Günter Papendell gesungen. Wow, WAS für eine Stimme! Ich hätte ihm noch stundenlang zuhören können. Ein Bariton zum Niederknien und Wohlfühlen!!! Allerfeinste Sahne. Am Ende bekam er auch den meisten Applaus. Ich war wirklich hingerissen. So einen tollen Giorgio Germont habe ich vorher noch nicht oft gehört. Das war wirklich klasse! Zu seiner Interpretation: er war nicht wirklich ein fürsorglicher Vater, eher jemand, der alles mit Geld versucht zu regeln - jeder ist käuflich, oder?
 
Almuth Herbst (Annina) kenne ich aus Essen, wo sie die Stimme aus dem Grab im Hoffmann gesungen hatte. Eine sehr gute Sängerin. Sie gab eine unangenehm kalte Dienerin, die Violetta stets herablassend und fies behandelte, ebenso wie Dr. Grenvil dies tat.
 
Schade, dass die Flora so eine kleine Rolle ist! Von Anke Sieloff hätte ich gerne mehr gehört. Dafür sah sie wieder richtig toll aus. Hoffe ich mal auf die nächste Saison, in der sie sicher wieder einige größere Rollen singen wird. Auch Dong-Won Seo (Dottore Grenvil) wird hoffentlich in der kommenden Saison für mich wieder größere Rollen singen. Ihn höre ich auch immer wieder sehr gerne.
 
Auch alle anderen Nebenrollen waren sehr gut besetzt.
 
Dieses Ensemble kann sich sehen und hören lassen.
 
Ich fühle mich auch im MiR immer wieder sehr wohl! Die neue Saison bringt für mich den Don Carlo (eine meiner Lieblingsopern), Figaros Hochzeit und den Barbier von Sevilla. Bin sehr gespannt darauf und werde natürlich berichten....
 
Es war ein sehr berührender Opernabend, den ich sehr genossen habe. Verdis Musik ist ja auch wirklich traumhaft schön!
 
Morgen nun fahre ich am Nachmittag zu den Ruhrfestspielen nach Recklinghausen, wo ich mir Gogols Revisor ansehen werde. Meine nächste Oper ist dann ebenfalls die Traviata, dann aber im Aalto, am 17. Mai.
 
 

 

 

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